Am 8. März ist der internationale Tag für Frauenrechte und -kämpfe. Der Tag davor ist der "Equal Pay Day". Der 7. März markiert symbolisch die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern. Der Punkt, bis zu dem Frauen unentlohnt im Vergleich zu Männern gearbeitet haben. Wieder sind wir mit unseren Bemühungen bei neuland in viele Richtungen gegangen und geben in diesem Artikel einen Einblick, was zuletzt passiert ist.
Uns begleitet das Thema bei unserer Arbeit sehr häufig und wir möchten erforschen und wirklich was bewegen, was verändern - Schritt für Schritt. Unser Ziel ist es, Frauen in der Informatik zu erreichen und anzusprechen, Netzwerke aufzubauen, auf Themen wie die Unterrepräsentanz von Frauen in der IT und den Fachkräftemangel aufmerksam machen. Gleiche Bezahlung für gleiche Tätigkeiten ist dabei grundlegend und kein Nice-to-Have-Task. Wir sind als Organisation auf Erkenntnissuche gegangen, ob wir bei den Entwicklungs- und Unterstützungsangeboten mehr für unsere Kolleginnen tun können. Zum Nachvollziehen der einzelnen Schritte folgt hier ein Überblick:
Vorbild sein
neulands "Frauen in der Informatik Gilde" war im September 2022 bei der 25. Informatica Feminale an der Universität Bremen mit Sponsoring und in Form von Vortrag und Austausch mit den Teilnehmerinnen präsent. Die Kombination aus Lunch-Talk am Veranstaltungsort und einer Exkursion für Teilnehmerinnen in unser Büro in der Bremer Überseestadt hat sehr gut funktioniert. Seitens der Teilnehmerinnen gab es vor allem technische Fragen zur Softwareentwicklung, aber bei Snacks und Getränken kamen auch Fragen zu Vorstellungsgesprächen und Arbeitsbedingungen auf den Tisch. Wir stellen immer wieder fest, dass die Teilnehmerinnen fasziniert von unserer Gilde sind und interessiert daran, eine solche oder ähnliche Struktur bei sich im Unternehmen aufzubauen.
Fachkräftemangel
Beim neuland Fachtag im September 2022 hat die Gilde einen Workshop zum Thema Fachkräftemangel angeboten, bei dem es schwerpunktmäßig darum ging aufzuzeigen, welche Fehler Unternehmen bei Ausschreibungen machen können und wie wenig die Perspektiven von Frauen auch bei der Entwicklung von Softwareprodukten mit einbezogen werden. Hierfür gab es eine Kooperation mit dem Projekt Avanja – Frauen in die IT, einer Initiative des Branchenverbands bremen digitalmedia, bei dem neuland seit vielen Jahren Mitglied ist. Als externe Unterstützung für den Workshop haben wir Eva Koball dazugeholt. Sie leitet die Geschäftsstelle des Verbands und ist für Avanja mitverantwortlich. Für uns und unsere Arbeit war dies ein guter Weg, um das Thema v.a. weiter in den Vordergrund zu stellen und uns dafür zu professionalisieren.
"Der neuland Fachtag hat mir unglaublich viel Spaß gemacht und ich hab mich sehr gefreut, dabei zu sein. Vor allem die Aufgeschlossenheit der männlichen Workshopteilnehmer und ihre Bereitschaft, die vorherrschende Ungleichheit anzuerkennen, ist mir sehr positiv in Erinnerung geblieben. Viel zu oft sind es ausschließlich Frauen, die auf Unstimmigkeiten und Defizite hinweisen. Viele Männer verkennen nach wie vor, welchen Unterschied ihre Stimme und ihr Mitwirken machen kann."
Eva Koball, Leitung der Geschäftsstelle bremen digitalmedia e.V.
Foto: Shanice Allerheiligen
Gender Gap Analyse
Wir haben uns bei neuland auf den Weg gemacht, zu analysieren, an welchen Stellen Gender Pay Gaps oder Gender Role Gaps entstehen. Das ist gar nicht so einfach, da das Gehaltsmodell z.Zt. überarbeitet wird und die Personalentwicklung nachziehen muss, aber neuland auch personenmäßig gewachsen ist. Wir sehen allerdings eine Vermischung von Gender Pay und Gender Role Gap: Einerseits wurden zu einem Zeitpunkt, als sich hauptsächlich männliche Kollegen im Status "Führung" befanden, die Gehälter dort angezogen, andererseits wurde das Radienpapier, das die Entwicklungspfade beschrieb, zurückgezogen und ein Neuentwurf noch nicht gestartet, weil das neue Gehaltsmodell noch nicht released werden konnte. Das hat uns dorthin gebracht, dass alle, die sich in der Zeit stark weiterentwickelt haben, wozu auch einige Kolleginnen gehören, keine neue Einstufung und Anpassung des Gehalts bekommen haben und so verstecktes Pay Gap konserviert wurde.
Unsichtbare Steine
Die Erkenntnis aus dem Vertiefungsthema war, dass wir mit allen Frauen bei neuland ein Gespräch führen wollen, um zu erfragen, ob sie sich korrekt eingestuft fühlen, oder ob wir aus Organisationssicht Handlungsbedarf haben, und wie dieser aussehen kann. Wir erhoffen uns davon, unsichtbare Steine zu entdecken und sie aus dem Weg räumen zu können.
Eine weitere Erkenntnis war, dass die oberen Gehälter zum großen Teil an männliche Kollegen gehen. Damit haben diese auch Führungsverantwortung über die Kolleginnen und können somit (mit)entscheiden, wie sich Kolleginnen entwickeln sollen und welche Aufgaben sie bekommen. Hierfür bieten wir einen Workshop "For men only: Tools für inklusives Führen" von der Allbright Stiftung an. Zumindest der Status Quo soll damit abgedeckt werden, so dass die eigene Führungsrolle reflektiert wird. Hiermit wollen wir uns einen Baustein holen, um das Problem mit dem Gender Role Gap zu adressieren.
Das Thema Equal Pay für Frauen wird in Deutschland leider immer noch als ein Nice-to-Have-Task gesehen. Das ist es allerdings keineswegs und muss sich auch bei neuland ändern - gleicher Lohn für gleiche Arbeit! Das Gender Gap Vertiefungsthema wollen wir regelmäßig wiederholen, um Veränderungen zu entdecken und entsprechend reagieren zu können. Die Geschäftsleitung wird sich zusätzlich jedes Jahr die Zahlen angucken, um akuten Handlungsbedarf schnell zu entdecken.
Insgesamt erhoffen wir uns von den Bemühungen rund um das Thema Gender Gap, dass wir immer mehr Alltagshelden gewinnen können, die erkannt haben, dass auch sie nur gewinnen können.