Wir arbeiten inzwischen mit über 120 Menschen in einem Unternehmen zusammen. Und wir werden immer mehr. Anlässlich der aktuellen Blogbeiträge einige Gedanken zu Form, Zwecken und Zielen unseres (On)Boardings.
Ankommen und loslaufen
Die Zahl der bei neuland arbeitenden Menschen wächst kontinuierlich, seit es uns gibt. Geschwindigkeit und Umfang des Wachstums werden durch die zu leistenden Aufgaben (also die Aufträge unserer Kunden) und die zur Verfügung stehenden Menschen bestimmt. Dabei gilt: im Prinzip gibt es permanent mehr Aufgaben als wir mit vorhandenen Mitarbeiterinnen bearbeiten können. Die Anzahl der neuen Kolleginnen, die Form und Dauer des Engagements sind eher durch den engen Personalmarkt - in jedem Fall aber stark extern - bestimmt.
Letztlich begrüßen wir pro Jahr zwischen 6 - 12 neue Kolleginnen, meist über das Jahr hinweg relativ gleichmäßig verteilt, mit einem gefühlten Sommerloch und einer Art Weihnachtspause (wobei diese beiden "ruhigen Zeiten" aber auch eher ein Ergebnis unserer selbst gesetzten Schwerpunkte sein mögen).
Für unsere neuen Kolleginnen ist neuland manchmal der erste Arbeitgeber nach dem Studium ("Anfangen im doppelten Sinn"), manchmal ein neuer Arbeitsort in einer Reihe ("Neu-Anfang"), zunehmend ein Ort der Erst- und Wiederbegegnung ("freie Mitarbeit") oder für die studentische Mitarbeiterin die erste Kontaktoberfläche zum späteren Beruf. Manche arbeiten Vollzeit, manche Teilzeit, manche bei uns vor Ort, manche remote.
Für jede einzelne neue Kollegin stellt sich uns als Unternehmen die gleiche Frage: wie organisieren wir das Ankommen bei neuland?
The Teams are ruling ok
Bei neuland nehmen die Teams die neuen Kolleginnen auf, die Sozialisierung findet im festen Rahmen Kundenteam und an der jeweiligen Aufgabe statt. Das Team und die neue Kollegin entscheiden, was nötig ist und besorgen und organisieren das, und das ist auch gut so. Aus Unternehmenssicht brauchen wir hier keine übergreifenden Regeln und Mechanismen - das Konzept der osmotischen Kommunikation trägt, um schnell anzukommen. Das gilt übrigens für die neuen Kolleginnen wie für die Teams, denn Osmose geht ja glücklicherweise immer in Richtung der niedrigeren Konzentration. Das heißt, jedes Team lernt auch von der neuen Kollegin und verändert sich.
In allen Teams hat sich ein Set von Instrumenten entwickelt, in je unterschiedlicher Form sind das immer ähnliche Zwecke und Lösungen dafür:
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Systemübersicht gewinnen: "Das jeweilige Ökosystem kennenlernen"
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Geschichte des Teams und die des Kunden verstehen: "Personen, Geschichten, Gesichter, exemplarische Anekdoten erzählen"
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Werkzeuge zusammenstellen: "die eigene lokale Entwicklungsumgebung aufbauen, Zugangsdaten und Dokumentationen bereitstellen und kommentieren"
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Handlungssouveränität gewinnen: "Am Beginn immer intensiv pairen"
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Lernen und Lehren als Normalfall: "asymmetrische Patenschaften bilden, um technische und fachliche Souveränität zu gewinnen"
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Eigene Beiträge leisten: "Möglichst schnell in die Bearbeitung echter, wertbildender Aufgaben kommen, auch wenn das am Anfang vielleicht länger dauert und erfahrene Kolleginnen als Backup erfordert"
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Kultur der Fragen, um kontinuierliche Verbesserung von Anfang an zu ermöglichen: "Warum machen wir das so und nicht so ...?"
Ankommen jenseits des Teams
Die Teamfokussierung ist stark, aber neuland ist mehr als die Summe der Teile. Wir haben deshalb einige wenige Artefakte entwickelt, die den Raum neuland jenseits der Teams vorstellen und für die neuen Kolleginnen zugänglich machen.
- Wunschrechner und andere Arbeitsmittel, an die sie gewöhnt ist oder die sie braucht, für jede neue Kollegin
- Das regelmäßig stattfindende Coding-Dojo als Entwicklerinnen-Bootcamp jenseits der Teamaufgaben
- Ein ebenso regelmäßig wiederholter agiler Workshop unserer agilen Coaches
- Gemeinsame Ausreise mit Kolleginnen aus anderen Teams zu unseren Standard-Konferenzen (z. B. den XP-Days)
- Die erste Begrüßung (jenseits der Formalien) übernimmt eine Patin aus einem ähnlichen Gewerk, aber einem anderen Team
- Einführungsveranstaltungen einmal im Monat (auch zur Selbstvergewisserung und Reflektion) mit folgenden Themen:
- Einführung in den E-Commerce
- Das Ökosystem eines Shops
- Wer wir sind (neuland Umriss)
- Die Geschichte neulands
- Scrum und User Stories
- Was verbirgt sich hinter Kanban
- Domain Driven Design
- Vertikale - Microservice - Monolith
- Betriebssettings: !DevOps, Cloud, Rechenzentren
- Wie bewege ich mich bei neuland? - Gilden, Kreise, Kultur der Mitgestaltung
- Frontend-Typen
- Der Kreis "Willkommensgruppe" überarbeitet in unregelmäßigen Abständen die vorhandenen Artefakte und teilt mit aufnehmenden Teams oder den Patinnen die bisherigen Erfahrungen.
Notwendigkeiten und Ziele
Wir entwickeln unsere Software für Kunden, die sich mitten in der digitalen Transformation befinden. Offenheit, Unsicherheit, Freiheitsgrade und das Denken in Alternativen und Experimenten ist entscheidend. Ohne dass wir das geplant hätten, scheint sich eine bestimmte Form unseres Geschäftsmodells in unserer Rolle als Dienstleister verstetigt und insofern auch bewährt zu haben. Unsere Kolleginnen sollen fachlich kompetent, technisch und prozessual exzellent sein und souverän die eigenen Antworten zusammen mit unseren Kunden entwickeln. Bei neuland zählt die starke, begründete Meinung. Wir beschäftigen uns deshalb (aus Neigung und aus Notwendigkeit) mit vielen Aspekten des E-Commerce, tun dies aber stets mit dem Ziel, die Geschäftsmodelle unserer Kunden zu befördern und anzupassen und bei der Weiterentwicklung zu helfen.
Wir bei neuland haben die Selbstentwicklung als Wert erkannt und wollen allen neuen Mitarbeiterinnen schon beim Ankommen ermöglichen, die weiße Fläche neuland und E-Commerce für sich selber zu kartieren und diese dann zu füllen. Das Gegenmodell eines vorgegebenen Lösungswegs, den man zu gehen hat und für den man ein vorgegebenes Set an Wissen und definierten Lösungswegen kennen muss, trägt bei uns nicht. Bei neuland anzukommen hieße dann, sich auf den Weg zu machen. In diesem Sinne sind wir alle immer wieder "neu bei neuland"
Wir könnten auch sagen: Der Wert steht im Fokus unserer Arbeit und der E-Commerce ist unsere Bühne. Und wenn auf dieser Bühne nicht nur ein festes Stück gespielt wird, brauchen wir selbständige und selbstbewusste Kolleginnen, die wahlweise Regie führen, Ausstattung und Inspizienz betreiben, Rollen übernehmen und zu Beginn der Vorstellung die Karten abreißen. Wir sind Theaterprojekt oder Stadttheater und nicht Musicalspielstätte.
Und nicht nur als Aperçu gemeint: Unser Konzept des "bei neuland ankommen", das hier, wie so oft bei uns, eher ex post beschrieben als ex ante entwickelt wurde, muss sich immer wieder an der Realität beweisen. Und nicht immer gelingt uns alles.